Juntos Gemeinsam

14. Januar 2024


Auto & Art
13. JANUAR 2024Die Gruppenschau »JUNTOS – gemeinsam« in der Galerie Auto & Art zeigt Malerei, Keramik, Fotografien und Videos von sechs Künstlerinnen und zwei Künstlern.

Der Titel der Ausstellung »JUNTOS – gemeinsam«, an der sich sechs Künstlerinnen und zwei Künstler aus aller Welt beteiligen, die ihre Wahlheimat größtenteils in Berlin gefunden haben, ist Programm. Abgesehen von den inhaltlichen Unterschieden, der spontanen oder rezeptiven Ausdrucksweise, dem Umgang mit den Sujets und dem Material, dem Farbauftrag und Pinselduktus haben die in der Galerie Auto & Art gezeigten gegenständlichen und abstrakten Arbeiten viele sichtbare, aber auch auf den ersten Blick unsichtbare Gemeinsamkeiten. Da der Schwerpunkt der von Christine Balbach kuratierten Schau, in der über 30 Werke vorgestellt werden, auf der Malerei liegt, führen die meist großformatigen Öl- und Acrylgemälde vor, welches Potential und welche Gestaltungsmöglichkeiten in diesem lange totgesagten und zum Glück sehr vitalen Genre stecken.

Trompe-l’œil mit Reptil, Insekt, Narziss und Fossil

Das Markenzeichen des Berliner Künstlers Lee Young-sik (*1981 in Südkorea) sind einzigartige Stillleben, die er in altmeisterlicher Manier ausführt. Es sind zeitgenössische Vanitas-Bilder, nach Art von Trompe-l’œil gemalt. Auf seinem in der Ausstellung »JUNTOS – gemeinsam« gezeigten Gemälde sehen wir ein Chamäleon, das, in einen Rahmen eingezwängt, auf einem Stück Holz kauert. Der zusammengerollte Schwanz des Reptils mutet wie ein Ammonshorn, also wie ein Fossil, an. Auf der rechten Seite oben scheint ein Zweig mit roten Winterbeeren aus der Wand zu wachsen. Unten rechts versucht eine entkräftete Heuschrecke aus der Bildecke zu kriechen. So kann der Titel »Die Ästhetik des Schreckens« als ein Wort- oder Bedeutungsspiel verstanden werden. Wer ist hier schrecklicher: das eingesperrte Chamäleon, die schlappe Heuschrecke, die giftigen Früchte? Das kleine Krokodil auf Lee Young-siks Bild »Narziss und Abschied« scheint sich darüber zu freuen, dass der Vogel bei seinem Anblick tot umgefallen ist. Oder sah sich das Krokodil beim Blick in den matten Spiegel gar als Vogel? Und was war in der Tasche, auf der ein Bein des Reptils liegt? Fragen über Fragen, auf die es viele oder keine Antworten gibt. Fest steht: Ein gut gemaltes Bild ist immer schrecklich ästhetisch, denn es erinnert daran, das alles, außer Kunst, früher oder später den Weg des Irdischen gehen wird.

Lee Young-sic, Die Ästhetik des Schreckens (l.), 2010, 150 x 140 cm, und Narziss und Abschied, 2009, 100 x 180 cm, beide Acryl auf Leinwand. Foto © Urszula Usakowska-Wolff
Lee Young-sic, Die Ästhetik des Schreckens (l.), 2010, 150 x 140 cm, und Narziss und Abschied, 2009, 100 x 180 cm, beide Acryl auf Leinwand. Foto © Urszula Usakowska-Wolff

Vielen herzlichen Dank für die Artikel an Fr. Urszula Usakowska-Wolff.